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12.05.2011 – Brandschutz: Die Reihen lichten sich (MAZ)

Mittelmarks Feuerwehren haben 2010 fast 400 aktive Mitglieder verloren

Märkische Allgemeine Zeitung 12.05.2011 – Von Frank Bürstenbinder

MITTELMARK – „Wir wollen keine Feuerwehren dichtmachen. Aber kleinere Dörfer könnten ihre Löschgruppen zusammenlegen, um die Einsatzbereitschaft sicherzustellen“, sagt Kreisbrandmeister Herbert Baier. Potsdam-Mittelmarks oberster Feuerwehrmann macht sich Sorgen um die personelle Aufstellung seiner Brandschutztruppen. Derzeit gibt es zwischen Havel und Fläming 4600 aktive Mitglieder, 2009 waren es noch fast 5000.

„Wir sind damit unter eine magische Grenze gefallen. Geburtenknick und Einwohnerrückgang sind jetzt auch bei den Feuerwehren angekommen“, berichtete Baier dem Kreistag. Ausgleichen lassen sich die lichter werdenden Reihen nach Ansicht von Landrat Wolfgang Blasig (SPD) nur mit „exzellenter Ausbildung und exzellenter Technik“. Blasig hat daher Verständnis für den Wunsch des Kreisbrandmeisters, das Feuerwehrtechnische Zentrum (FTZ) in Beelitz-Heilstätten zu erweitern und aufzurüsten. Allerdings gebe es eine Gratwanderung zwischen einem weiteren Ausbau des FTZ und der gebotenen sparsamen Haushaltsführung, so der Landrat.

Eine Rückkehr zu dezentralen Ausbildungen in den Ämtern und Kommunen wie noch vor zehn oder 15 Jahren werde es definitiv nicht geben. Die Gefahr unterschiedlicher Qualitätsanforderungen wäre zu groß, so Kreisbrandmeister Baier. Im FTZ wurden im vergangenen Jahr 15 verschiedene Lehrgänge angeboten. Baier sieht die Zukunft einer stabilen Einsatzbereitschaft in Stützpunktfeuerwehren unter Einbindung kleiner Ortswehren, die als Zubringer dienen können.

In der Brandschutzeinheit von Potsdam-Mittelmark hat es bereits Umstrukturierungen gegeben. Die aus rund 200 Mann bestehende „schnelle Eingreiftruppe“ ist nicht mehr ausschließlich für die Feuerbekämpfung zuständig. Sie wurde um Technik aus der Gefahrstoffeinheit und dem Technischen Zug ergänzt, um alle wichtigen Kräfte im Katastrophenfall unter einem Kommando zu haben. Dies ist unter anderem von Vorteil bei Großschadensereignissen auf den Autobahnen, Eisenbahnlinien oder in den mittelmärkischen Waldgebieten.

Für die Feuerwehrleute in Potsdam-Mittelmark war 2010 ein Jahr mit neuen Herausforderungen. Es gab 390 Brände und Explosionen. Fast 1800 Einsätze galten der technischen Hilfeleistung – Tendenz steigend. Insgesamt sind 18 Menschen bei Unfällen, Bränden und sonstigen Notfällen ums Leben gekommen. Die gute Nachricht: 103 Menschen konnten aus Gefahrensituationen gerettet werden.