Notruf: 112

19.09.2017: Feuerwehr-Magazin: Bewegender Moment für alle Beteiligten

Niemegk (BB) – In der Regel erfahren Feuerwehren nicht, wie es den von ihnen Geretteten später geht. Und auch ein Dankeschön für die Rettung erfolgt selten. Anders vor einigen Wochen in Niemegk (BB). Eine Familie wollte ihre „Helden“ unbedingt noch einmal treffen. Wir berichten in der September-Ausgabe 2017 des Feuerwehr-Magazins darüber. Daraufhin erreichten uns viele Mails mit der Bitte, die Geschichte auch Online zu verbreiten, weil es “so schön” ist.

Samstag, der 6. Mai 2017. Lange hatten sie sich vorbereitet. Im sportlichen Wettkampf galt es, Plätze zu erreichen. Knut Zeigermann aus Werder und der Nachwuchs nahmen teil. Nach dem Sportereignis sollte es zu den Großeltern gehen. Für die Kinder Elias und Mia ein Highlight, da zwischen den Wohnorten doch einige Kilometer Entfernung liegen. Mit einem kleinen Siegespokal in der Tasche werden Bruder und Schwester in ihren Kindersitze auf der Rückbank gesichert. Dann geht es los.

Der Weg führt über die BAB 9 Richtung Süden. Eine auch am Wochenende viel befahrene Strecke mit vielen Baustellen. Schon nach wenigen Kilometern schlafen die Kinder ein. So bekommen die Kleinen vom Drama wenig mit.amstag, der 6. Mai 2017. Lange hatten sie sich vorbereitet. Im sportlichen Wettkampf galt es, Plätze zu erreichen. Knut Zeigermann aus Werder und der Nachwuchs nahmen teil. Nach dem Sportereignis sollte es zu den Großeltern gehen. Für die Kinder Elias und Mia ein Highlight, da zwischen den Wohnorten doch einige Kilometer Entfernung liegen. Mit einem kleinen Siegespokal in der Tasche werden Bruder und Schwester in ihren Kindersitze auf der Rückbank gesichert. Dann geht es los.

Plötzlich zieht der Motor nicht mehr, stottert. In Bruchteilen von Sekunden kommt es zu einer Abfolge ungewöhnlicher Vorkommnisse. Am Rand des Blickfeldes nimmt der Fahrer einen Lichtblitz wahr. Eine Flamme? Eine kleine Explosion? Knut Zeigermann weiß es bis heute nicht. Der Motor versagt. Panik steigt in ihm auf, befindet er sich doch mitten in einer Baustelle. Warnblinklicht an, ausrollen. Seine erste Sorge: Hoffentlich passiert durch das Halten nicht noch mehr.

Inzwischen qualmt es aus dem Motorraum. Es gilt, sich mit dem Nachwuchs schnell in Sicherheit zu bringen.

Einen Notruf haben inzwischen andere Autofahrer abgesetzt: Pkw-Brand auf der A9 heißt es da. Der Leitstellendisponent alarmiert die Feuerwehren aus Niemegk und Dahnsdorf, zuständig für den Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Niemegk und Klein Marzehns. Die Einsatzstelle liegt in einer Baustelle, für die Einsatzkräfte normalerweise eine enorme Einschränkung. Doch das Befahren der parallel verlaufenden Baustellen-Fahrbahn ist an diesem Tag noch möglich. Dadurch können die Rettungskräfte fast ungehindert zum brennenden Pkw gelangen.

Gewissensfrage: Welches Kind zuerst retten?

Die Feuerwehr ist unterwegs. Doch davon weiß der Familienvater noch nichts. Und er hat auch ganz andere Sorgen. Er muss seine Kinder aus dem brennenden Fahrzeug holen. Ganz alleine, denn noch hat niemand gehalten. Das Auto steht direkt an der Schutzplanke, so kann er die Rückbank nur von der Fahrerseite aus erreichen. Die Entscheidung, wie er bei zwei Kindern vorzugehen habe, welchen der Beiden er zuerst aus dem Auto ziehen soll, bringt den jungen Mann auch heute noch zum Weinen. In seinen Erzählungen stockt er, kann seine Entscheidung selbst kaum erklären.

Doch seine eher instinktive Vorgehensweise rettet schließlich beiden Kindern das Leben. Zuerst zieht der den ihm näherliegenden, immer noch schlafenden Sohn aus dem Fahrzeug. Dabei erfährt der Papa, wie problematisch Sicherheitsgurte an einem Kindersitz werden, geht es um Sekunden. Endlich. Der Gurt öffnet sich. Ein Ersthelfer kommt zur Hilfe, nimmt ihm den Jungen ab und bringt ihn hinter die Schutzplanke in Sicherheit.

Inzwischen kümmert sich der Papa um seine Tochter. Auch sie muss abgegurtet werden. Die Hitze und der extreme Qualm, über dessen enorme Giftigkeit er erst später erfuhr, erschweren das Vorgehen. Endlich lässt sich auch dieses Gurtschloss öffnen. Tochter gerettet. Letzte Chance, an das Gepäck zu kommen. Nein, zu spät. Nur die Papiere noch. Dass ihm dabei die Flammen sehr nahe kommen, erfasst er nicht. Die innere Panik, der hohe Adrenalinausstoß helfen. Dann greift ihn ein Ersthelfer, zieht ihn vom Fahrzeug weg. Mit den Kindern.

Als Rettungsdienst und Feuerwehr wenig später eintreffen, steht der Renault in Vollbrand. Sofort beginnen die Feuerwehrleute, das brennende Auto zu löschen. Die Frage nach den Insassen kann zuerst nicht beantwortet werden, was für die Einsatzkräfte einen enormen Stress bedeutet. Ist womöglich noch jemand im Fahrzeug? Einsatzleiter Tino Bastian von der Feuerwehr Niemegk findet endlich den Fahrer. Der erzählte ihm von seinen Kindern. Danach sackt der Papa zusammen.

Persönlicher Dank war Familie wichtig

Feuerwehrmann Bastian kümmerte sich mit Ersthelfern um die Insassen des ausgebrannten Pkw. Der erfahrene Feuerwehrmann weiß, wie wichtig die persönliche Betreuung ist. Dann übernehmen Rettungsdienst und Notarzt Papa und die beiden Kinder. Die Feuerwehr löschte die Reste eines Familienautos ab, Autobahnpolizei, die Autobahnmeisterei und Abschleppunternehmen sorgen für die restlichen Arbeiten.

„Meine Sorge war, dass das Auto explodiert, es war ja voll betankt“, erzählt der Gerettete nun Monate später im Gerätehaus der Niemegker Feuerwehr. Das Bedürfnis, denen zu danken, die kamen, um zu helfen, ließ ihm keine Ruhe. Mama Zeigermann hatte für die Feuerwehrleute Kuchen gebacken. „Wir erwarten von Betroffenen nicht, dass sie sich uns gegenüber in welcher Art auch immer erkenntlich zeigen. Es ist unser Job, zu helfen. Wir haben das Werkzeug, die Ausbildung und das Fachwissen, auch schwierige Lagen zu meistern“, erzählt Bastian. Aber schön sei es doch, wenn sich mal jemand bedankt.

Gerade den Freiwilligen zu zeigen, dass deren uneigennützige Art und die enorme Hilfe beachtet werde, war der Familie ein Anliegen. Und es sollte mehr als ein Danke schön sein. „Das war uns einfach zu wenig“, so der Familienvater.

Die junge Familie ist aufgeregt. Nun sind sie mitten unter denen, die ihnen vor Monaten zur Seite standen. Im Gerätehaus der Feuerwehr Niemegk. Sie schauen sich die so Autos der Feuerwehr an. Und auch für die Alarmierten ist der Samstag, an dem sich Retter und Gerettete wiedersehen, ein besonderer Tag. „Normalerweise erfährt man über das weitere Schicksal ja nichts“, so die Kameraden der Feuerwehren aus Niemegk und Dahnsdorf.

Emotional beschäftigt das Geschehene die Familie auch Monate später. Und sie haben reagiert. Ein Feuerlöscher sei eine gute Ergänzung auch für Pkw, findet der Familienvater. Aber noch wichtiger sind ein Nothammer und ein Gurttrenner. So lassen sich Sicherheitsgurte auf alle Fälle öffnen. Recht hat er.

Text und Fotos: Peter Jagst, freier Journalist, Berlin